Gerhard Kleine
"An der Fotografie fasziniert mich vor allem, was vor dem Auslösen passiert"
Als Belohnung für eine bestandene Prüfung schenkte mir mein Vater eine gebrauchte ADOX-Kamera. Die machte mich 16-jährigen fast glücklicher als die Prüfung. Gemeinsam mit einem Freund, der eine Voigtländer besaß, ging ich auf Fotopirsch. Der Inhaber eines kleinen Fotoladens führte uns in die Geheimnisse der Fotografie ein; er wurde bald ein väterlicher Freund. Damals waren wir von unserer Genialität überzeugt und boten einige Fotos dem „Stern“ an. Nach wenigen Tagen kamen die Bilder zurück – die Absage war sehr freundlich formuliert. Beruf, Umzug, Familiengründung … Die Fotografie dümpelte so vor sich hin.
Aber mit 40 Jahren gab ich mir einen Ruck und erwarb eine Spiegelreflexkamera – Olympus OM 100 mit einem Standard-Zoom-Objektiv. Und siehe da: Die Freude an der Fotografie kam zurück.
Kurz darauf trat ich als einziger Nicht-Eisenbahner der BSW-Fotogruppe Bietigheim-Bissingen bei, in der inzwischen die Eisenbahner in der Minderheit sind.
An der Fotografie fasziniert mich vor allem das, was vor dem Auslösen passiert: Das Suchen, Entdecken und Sehen von Motiven. Wenn daraus dann ein für mich befriedigendes Foto entsteht, bin ich zufrieden. Wenn es auch anderen gefällt: noch besser. Und wenn nicht? Dann ist es trotzdem ok.
